Beaujolais Nouveau – Die Geschichte eines Weins, der Menschen verbindet
„Meine Freunde, setzt euch, nehmt euch ein Glas – ich möchte euch eine Geschichte
erzählen. Sie riecht nach Weinreben, nach luftgetrockneter Wurst, nach Freundschaft und
roten Herbstblättern…“
Es ist die Geschichte goldener Hügel, von roten Blättern, die unter den Stiefeln knistern, und
von Winzern, die ihren Béret lüften und zufrieden lächeln. Dort, zwischen Lyon und dem
Mont Brouilly, hält es nach der Weinlese niemand mehr auf. Man will probieren. Sofort. Also
wird ein noch warmer Fasshahn geöffnet. Der Wein fließt – violett, prickelnd – und die
Augen beginnen zu glänzen.
– „C’est le nouveau ! Der Neue ist da!“
Mehr braucht es nicht. Ein ganzes Bistro steht auf.
Beaujolais Nouveau ist kein Wein zum Philosophieren. Er ist ein Wein zum Lachen, zum
Ehrlichsein, zum Teilen. Einer, zu dem man eine Scheibe Rosette auf den Tisch legt, ein
Stück Saint-Marcellin, das langsam zerfließt – und dann schenkt man nach.
Er hat viel Spott gehört, dieser kleine Beaujolais. Und doch lächelt er nur. Denn er weiß,
hinter ihm stehen große Brüder: Fleurie – die Zarte, Morgon – die Ernsthafte, Moulin-à-
Vent – der Aristokrat. Und Winzer mit weitem Herzen – wie Gilles Gelin vom Domaine
des Nugues – die aus Gamay trinkbare Poesie machen.

Was ist der Beaujolais Nouveau – und woher kommt er?
Beaujolais Nouveau ist ein Primeurwein, ein Jungwein aus den
Appellationen Beaujolais oder Beaujolais-Villages, gekeltert fast ausschließlich aus Gamay
noir à jus blanc.
Er wird geprägt durch:
eine schnelle Vergärung, meist mittels (halb)karbonischer Maischegärung –
fruchtbetont, leicht, wenig Tannin,
einen extrem frühen Verkaufsstart, nur wenige Wochen nach der Lese,
ein festes Datum: weltweit immer am dritten Donnerstag im November ab 00:01
Uhr.
Die Tradition reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Winzer brachten ihre frischen Fässer nach
Lyon, in die „Bouchons“, kleine Gasthäuser, wo man den neuen Wein verkostete.
1951 wurde der Verkauf offiziell erlaubt, 1967 bekam er ein Datum, und seit 1985
gilt: immer am dritten Donnerstag im November. Seither ist der Beaujolais Nouveau
Symbol für Ernte, Freude und gemeinsames Anstoßen – von Winzern, Kennern und
Neugierigen gleichermaßen.
Mehr als nur „leichter Wein“ – ein riesiges Terroir
Beaujolais ist nicht nur der junge, fruchtige Wein aus der Flasche mit Luftballons. Das Gebiet
umfasst 12 Appellationen, darunter 10 Crus im Norden:
Saint-Amour, Juliénas, Chénas, Moulin-à-Vent, Fleurie, Chiroubles, Morgon, Régnié, Côte de
Brouilly und Brouilly.
Jeder dieser Crus hat seinen eigenen Charakter:
Moulin-à-Vent – strukturiert, mit Reifepotenzial
Morgon – kräftig, kann mit der Zeit „morgonner“ und fast burgundisch wirken
Fleurie – elegant, blumig
Côte de Brouilly – gewachsen auf bläulich-vulkanischem Gestein
Warum so unterschiedlich? Böden und Geologie:
Im Norden dominieren Granit und Sand, perfekt für Gamay. Im Süden: Lehm, Mergel,
teils Kalkstein. Über 300 Bodenprofile wurden kartiert – ein wissenschaftlicher Schatz, der
erklärt, warum kein Cru wie der andere schmeckt.
Der Gamay (eine natürliche Kreuzung aus Pinot Noir und Gouais Blanc) ist die rote Seele
des Beaujolais: saftig, aromatisch, mit frischer Säure – und doch in den Crus erstaunlich
tiefgründig. Die Welt entdeckt ihn gerade neu: leichte, trinkige Rotweine liegen im Trend.
Die berühmte Beaujolais-Maischegärung (ganze Trauben, Gärung in geschlossenen Tanks,
später Pressung) sorgt für diese knackige Frucht und Leichtigkeit, nimmt dem Wein aber
nicht die Fähigkeit, Terroir zu zeigen – vorausgesetzt, Erträge und Reife stimmen.
Kurz gesagt: Beaujolais ist kein „einfacher Wein“, sondern eine Landschaft aus Terroirs
– vom unkomplizierten Trinkwein bis zum großen, lagerfähigen Cru.

Unsere Winzer: Domaine des Nugues & Gilles Gelin
Domaine des Nugues liegt in Lancié, zwischen den Crus Moulin-à-Vent, Fleurie und
Morgon. Gérard Gelin und heute sein Sohn Gilles Gelin bewirtschaften Gamay, etwas
Chardonnay und sogar ein bisschen Syrah. Ihre Weine sind präzise, klar, ohne Schnörkel –
elegant und ehrlich.
Gilles Gelin selbst?
Ein ruhiger, leidenschaftlicher Winzer, präsent auf Messen wie dem Lyon Tasting. Er kämpft
für einen Beaujolais, der wieder ernst genommen wird: zugänglich, ja – aber mit Anspruch,
Herkunft und Seele.
Und er ist nicht allein. Viele junge Winzer arbeiten mit niedrigen Erträgen, naturnaher
Landwirtschaft und großem Respekt für ihre Böden. Der Beaujolais erlebt eine
Renaissance.

Beaujolais-Feier bei Augusta – Berlin trifft Lyon
La Cantine d’Augusta – Schöneberg
• ab 17:30 Uhr
• Beaujolais-Menü · Fondue mit weißem Beaujolais · Guinguette-Stimmung
• Reservierung empfohlen
Augusta Le Magasin – Schöneberg
• ab 12:00 Uhr
• Beaujolais Nouveau aus dem Fass · regionale Spezialitäten
• Eintritt frei
Augusta am Savigny Platz – Charlottenburg
• 20. November · 17:00–22:00 Uhr
• 15 €: 1 Glas Beaujolais Nouveau + Rosette (10 Scheiben) oder ½ Saint-Marcellin
• 18:30 Uhr Akkordeon · 19:00–20:30 Uhr Chansons & Live-Musik
• Verkostung der Crus: Moulin-à-Vent, Fleurie, Morgon, Brouilly, Beaujolais Blanc, Rosé,
Gamay-Schaumwein
Verpasst es nicht.
Kommt mit Freunden, probiert, staunt, lacht – und entdeckt, warum dieser kleine violette
Wein jedes Jahr die Menschen wieder zusammenbringt.